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Anfang Juli war es wieder so weit. Die Berlin Fashion Week stand vor der Tür und mit ihr die "Curvy is Sexy".
Ich denke die meisten von euch haben bereits einige Reviews zur Messe gelesen. Daher will ich euch gar keine ausfühliche Zusammenfassung geben, sondern nur ein paar Anmerkungen und meine ehrliche Meinung zur Veranstaltung.
Erstmal würde ich gerne anmerken, dass mich der Name "Curvy is Sexy" etwas stört. Mir scheint als würde immer häufiger das Wort "curvy" als Synonym für dick verwendet. Im Grunde finde ich die Bezeichnung curvy/kurvig gar nicht schlimm. Jeder Körper enthält Kurven. Egal ob dick oder dünn. Bei manchen etwas mehr, bei anderen etwas weniger sichtbar. Was mich an diesem Wort aber so stört ist, dass es häufig als Beschönigung für das Wort "dick" verwendet wird. Dick sein ist in unserer Gesellschaft immer noch ein Zustand der dringend überwindet werden muss, am besten gar nicht erst erreicht werden sollte. Deswegen ist auch das Wort "dick" für viele noch ein Tabuwort. Stattdessen werden dann solche Umschreibungen wie mollig, kurvig oder kräftig benutzt. Ich sag euch was. Ich bin dick,  nicht mehr, nicht weniger. Es beschreibt weder meinen Charakter noch meine Qualitäten. Es beschreibt lediglich den Umfang meines Körpers und mein Körper definiert nicht wer ich bin.
Ich sehe es also nicht ein irgendwelche Beschönigungen für so etwas Nebensächliches zu erfinden. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden.
Was mich aber eigentlich noch mehr stört ist die Kombination mit "sexy". Curvy is Sexy, Big is Beautiful... warum muss das Dicksein immer so fetischisiert werden? Jetzt mal ehrlich, würde mir Einer von einer Messe namens "Curvy is Sexy" erzählen, würde ich denken es handele sich um eine Erotikmesse für und mit dicken Menschen. Ich wünsche mir doch nur, dass Mode für Dicke endlich ernst genommen wird! Die anderen Messen, die zur selben Zeit stattfinden heißen ja auch nicht "Skinny is Beautiful" oder "Fashion for skinny Pople". Nein, sie heißen Bread&Butter, Premium, Show&Order oder Panorama. Ich würde mir also einfach einen Namen wünschen, der so gar nichts mit dem Inhalt der Veranstaltung zu tun hat. Dann könnte ich die ganze Sache auch ein bisschen ernster nehmen.

Wo wir schon beim Thema sind, komme ich doch gleich zur Modenschau. Direkt auf der Messe gab es einen zentralen Raum in dem mehrmals täglich eine Modenschau inszeniert wurde. Gezeigt wurden dann etwa 3-6 Outfits pro Label.
Die Modenschau lässt sich für mich in nur einem Wort beschreiben: Fremdscham! Ich bin in meinem Leben des öfteren in Situationen geraten, in denen ich mich fremdschämen musste, aber das hat alles übertroffen. Die Modenschau war wirklich nur schwer auszuhalten und ich hatte dann auch vorzeitig den Raum verlassen, weil ich diese Dämlichkeit nicht länger aushalten konnte.
Nicht nur, dass die meisten der Outfits wirklich schlecht ausgesucht und zusammengestellt waren, die Art der Präsentation hat das ganz noch auf die Spitze getrieben. Die Models sind wie üblich breit lächelnd und tänzelnd über den Laufsteg gehopst. Wieso ich wie üblich sagte? Weil es bei Modenschauen bei denen Plus Size präsentiert wird immer so zugeht. Die Models tanzen fröhlich und hüftschwingend über den Catwalk als wollten sie uns vermitteln: Ich bin dick und ich bin trotzdem fröhlich und fühle mich sexy. Das mag vielleicht ein netter Grundgedanke sein, aber es macht ebenso die Arbeit des Designers zunichte! Wie ich bereits sagte, wünsche ich mir mehr Professionalität und mehr Ernsthaftigkeit in der Plus Size Branche. Ich will keine Models die mir vermitteln, du bist dick, das ist aber in Ordnung so. Ich will eigentlich gar nicht anders behandelt werden wie all die schlanken Kundinnen da draußen. Das Letzte was ich will ist eine Sonderbehandlung oder Models, die mir eine heile Welt vorgaukeln. Ich will schöne Models sehen die geradewegs ohne viel tamtam den Laufsteg entlang laufen und mir gut zusammengestellte Outfits professionell präsentieren. Das kann doch nicht so schwer sein. Natürlich gebe ich nicht den armen Models daran Schuld. Sie führen ja nur das aus, was von ihnen verlangt wird.
Der absolute Obergau der Modenschau war jedoch der Livegesang und zwei äußerst peinliche Breakdancer. Die Models wurden, wie letzte Saison, musikalisch von einer Sängerin live begleitet. Die Sängerin an sich ist eine coole Frau und würde es sich nicht um eine Modenschau handeln würde ich sie mir mit Vergnügen anschauen. Es gibt auch immer wieder Schauen von namenhaften Designern, die ihre Kollektion von bekannten Musikern musikalisch begleiten und untermalen lassen. Die Musik spielt sich dennoch immer im Hintergrund ab, sodass der Fokus stets auf der Mode und der Inszenierung steht. Die Sängerin, die auf der Modenschau bei der CIS anwesend war, ist zusammen mit den Models auf dem Laufsteg gelaufen und war alles in allem einfach viel zu präsent und hat zu stark vom Eigentlichen abgelenkt. Die zwei Breakdancer, die zwischendurch immer mal wieder auf den Laufsteg kamen und zwischen den Models herum gehüpft sind, haben das Fass der Peinlichkeit zum Überlaufen gebracht.
Ich würde mir für die nächste Messe sehr wünschen, dass unter den Veranstaltern endlich mal jemand dabei ist der seinen Kopf aufhat und sieht, dass diese ganze Veranstaltung einfach nicht seriös genug ist.
Mir gehen diese ganzen Lobeshymnen, darauf wie toll sich doch der Plus Size Markt entwickelt habe, gewaltig auf die Nerven. Klar hat sich was getan, klar gibt es immer mehr Labels die Klamotten in großen Größen anbieten. Jedoch wenn man ehrlich ist, sind es immer nur mehr von Denselben. Auch wenn man sich auf den Ständen der CIS umgeschaut hat, hat man an fast jedem Stand hauptsächlich unmögliche Prints, Tuniken, Shirtkleider, Leggings, weite Jeans und Shirts mit furchtbar hässlichen Aufdrucken und Motive gesehen. Die einzigen Labels, die mir positiv aufgefallen sind waren die üblichen Verdächtigen: Zizzi, Junarose und Triangle by s.Oliver.
Da gibt es auf einer Messe nur ganze 3 Labels, die genug schöne Mode anbieten, sodass ich bei denen kaufen wollen würde, und dann kriegen es noch unsere deutschen Einkäufer hin, nur die langweiligsten Basic Teile zu kaufen um in ihren Onlineshops anzubieten. Bei Junarose und Triangle ist das ja nur halb so schlimm, da sie ihre Kollektion in einem eigenen Onlineshop anbieten. Aber Zizzi, das wohl modischste und "edgyieste" Label von allen, hat keinen europäischen Onlineshop und vertreibt ihre Kollektion über andere Anbeiter. Es ist so frustrierend auf dem Messestand so wundervolle Teile zu sehen und im Vorfeld zu wissen, dass ich mir die Sachen nie kaufen kann, weil niemand hier in Deutschland den Mut haben wird, es in ihren Bestand aufzunehmen.
Alles in Allem muss ich sagen, war ich eher enttäuscht darüber was mir geboten wurde. Es gibt einfach viel zu wenige Labels die Mode anbieten...und ich rede von Mode die anspruchsvoll ist und sich vom Look nicht von Kollektionen wie die von einem Zara oder einem Mango unterscheiden. Ich verstehe einfach nicht, wieso bisher noch niemand dieses Potential entdeckt und versucht hat es auszuschöpfen. Es gibt doch schon so viele Labels, die altbackene Kleidung und basiclastige Kollektionen anbieten. Davon brauchen wir nun wirklich nicht mehr. Wir brauchen ein Label das aktuelle Trends schnell umsetzt, sich die Key Pieces herauspickt und sie direkt anbietet. Ein Label, das all die Trend Teile anbietet, die wir ständig in Modezeitschriften gezeigt bekommen, sie uns aber nie kaufen können weil sie nicht in Größen jenseits der 42 hergestellt werden. Umso mehr spornt es mich an meinen Wunsch von einem eigenen Label in die tat umzusetzen. Ich weiß die Zeit wird kommen und ich werde es nicht nur für mich tun, sondern dafür, dass sich in den Köpfen der Menschen endlich etwas ändert und dafür, dass all meine Leidensgenossinnen sich in modischer Hinsicht nicht mehr ausgegrenzt fühlen müssen.






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